Für die Region typisch: Die Beschneidungszeremonie „Imbalu“

Das Beschneidungsfest Imbalu ist ein Initiationsritus, der zurückgeht auf einen Mugishu (Gishu-Mann) aus Mutoto in der Region Mbale, der vor sehr langer Zeit eine Frau aus dem nahen Kenia heiraten wollte. Die Voraussetzung dafür war, dass er an der Vorhaut beschnitten ist. Die Legende besagt, dass er Masaba hieß und seither nennen sich die Bagishu (Volk der Gishu, auch Gisu) auch Bamasaba (Bamasaaba). Es gibt mehrere Clans, die auf den Osten von Uganda und den Westen von Kenia in der Mount Elgon-Region verteilt sind.

Die Zeremonie „Imbalu“ findet immer in geraden Monaten der geraden Jahre statt. In Mbale wird sie traditionell Anfang August auf den Cultural Grounds in Mutoto gefeiert. Im Bezirk Bududa findet sie, einige Tage zeitversetzt, auf den Maluku Grounds statt. Und in anderen Bezirken widerum einige Tage später auf den dortigen Cultural Grounds. In Kenia wird im Dezember beschnitten. Die Tage werden grundsätzlich so gelegt, dass auch die Bamasaba aus den anderen Regionen teilnehmen können, da alle über ihre Ethnie irgendwie verwandt sind.

In der Regel werden Jungen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren beschnitten, die dadurch zum Mann werden. Es ist ein sehr großes Fest, das monatelanger Vorbereitungen bedarf und letztendlich drei Tage dauert, während denen die jungen Männer nicht schlafen dürfen.

In der Vorbereitungszeit erfahren die jungen Männer, was ihre Pflichten als Mann, Ehemann und späterer Vater sind.

Sie lernen u.a. den Kadodi zu tanzen, ein Tanz, der nur zum Imbalu getanzt wird, sowie die traditionellen Lieder, die dazu gesungen werden. Außerdem erlernen sie, ein bestimmtes Horn zu blasen, das je nach Länge einen anderen Namen hat. Mit diesem verkünden sie ihre Beschneidung am Morgen des dritten Tages weit hörbar und locken so Mädchen und junge Frauen (= spätere mögliche Ehefrauen) an, die gerne mittanzen. Jeder Clan tanzt den Kadodi etwas anders.

Am dritten Tag erfolgt die eigentliche Beschneidung „Imbalu“ mit dem traditionellen, extrem scharfen Messer, das „Enyembe“ heißt.

Die jungen Männer werden zur Feier des Tages mit Dung, bzw. bei wohlhabenderen Familien mit Maismehl bestrichen und mit Ketten, Krawatten und – je nach Clan - manchmal auch besonderem Kopfputz geschmückt. Ihnen werden Schellen eng an die Beine gebunden, was mit der Zeit recht schmerzhaft ist. Außerdem bekommen sie einen sehr eng anliegenden Armschmuck, der deren Stärke und Durchsetzungsvermögen demonstrieren soll, wenn sie damit beim Kadodi andere Teilnehmer an- oder gar umstoßen. All der zu ertragende Schmerz dient der Vorbereitung auf den größten Schmerz – die Beschneidung. Häufig bekommen die jungen Männer Drogen (traditionelle Kräuter), die die Schmerzen lindern sollen. Weinen oder auch nur Zucken bei der Circumcision ist verpönt und wird als Schwäche ausgelegt.

Die Beschneider, die sehr angesehen sind, werden „Omulde“ genannt. Sie müssen seit einigen Jahren in einer Art Gilde registriert sein und ihr Fach beherrschen. So darf eine Beschneidung nicht länger als drei Sekunden dauern, sonst wird der Omulde ausgeschlossen. Früher wurden alle Jungen mit dem selben Messer beschnitten. Heutzutage ist das nicht mehr erlaubt und das Enyembe wird nach jeder Beschneidung gewechselt und desinfiziert, weshalb ein Omulde jetzt viele Messer besitzen muss. Manche Familien kaufen ihr Messer auch selbst und überlassen es danach dem Omulde als Geschenk.

Die Bagishu sind sehr stolz auf ihre Beschneidungstradition, die nur in der lokalen Sprache „Imbalu“ heißt. In dieser Art und Weise findet es nur in den von den Bagishu bewohnten Regionen statt. Von anderen Ethnien und vor allem in den Städten werden die Beschneidungen der Vorhaut – so weit überhaupt üblich – unter Betäubung von medizinischem Personal vorgenommen.

Hier noch eine Besonderheit, die für uns Europäer eigenartig anmutet: Verstirbt ein junger Mann, der bereits ein Kind / Kinder gezeugt hat, bevor er beschnitten wurde, verlangt die Tradition der Bagishu, dass er als Toter beschnitten wird, da sonst „seine Nachkommen krank werden“.

Impressionen von der Zeremonie 2024 gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=PQ4-H_nxteQ

Wir raten unseren Mädchen, den Feierlichkeiten möglichst fernzubleiben, bzw. sich zumindest nicht an den oft aufreizenden Tänzen teilzunehmen, da es dabei durch die aufgeheizte Stimmung häufig zu sexuellen Übergriffen kommt.

Weiter Infos dazu gibt es unter dem Stichwort „Imbalu“ im Internet.